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Bauwirtschaft Baden-Württemberg: Präsident Markus Böll für weitere drei Jahre bestätigt
Bauwirtschaft Baden-Württemberg: Präsident Markus Böll für weitere drei Jahre bestätigt
Verband warnt vor Verschärfung der Wohnungsnot und fordert entschlossene Gegenmaßnahmen
Stuttgart. Die Bauwirtschaft Baden-Württemberg hat ihren bisherigen Präsidenten Markus Böll für weitere drei Jahre im Amt bestätigt. Vizepräsidentin bleibt Sabine Schmucker. Zum weiteren Vizepräsidenten wurde Tobias Riffel gewählt. Die Ergebnisse der Neuwahlen wurden anlässlich des Tages der Bauwirtschaft am 12. Juli 2024 in Stuttgart bekannt gegeben. Der Verband Bauwirtschaft Baden-Württemberg vertritt rund 1.600 Mitgliedsbetriebe mit etwa 42.000 Beschäftigten in den Sparten Hochbau, Tief- und Straßenbau sowie Ausbau.
Markus Böll wies auf die nach wie vor unbefriedigende baukonjunkturelle Entwicklung hin. „Vor allem der Wohnungsbau, aber auch der Wirtschaftshochbau leiden unter einer äußerst schwachen Nachfrage“, so der Verbandspräsident. Von Januar bis April dieses Jahres sank der Umsatz in der Sparte Wohnungsbau nominal um 11,2 %. Auch der Wirtschaftshochbau musste deutliche Einbußen hinnehmen. Zuwächse gab es dagegen im Wirtschaftstiefbau, im öffentlichen Hochbau und im Straßenbau. Über alle Bausparten hinweg ging der baugewerbliche Umsatz in den ersten vier Monaten dieses Jahres um 0,2 % zurück. Die Auftragseingänge stiegen zuletzt im April nur noch um 1,2 %. „Das vergangene Frühjahr verlief für die Bauwirtschaft insgesamt sehr enttäuschend“, so die ernüchternde Bilanz von Markus Böll.
Aufgrund der schwierigen baukonjunkturellen Lage ist die Zahl der Insolvenzen im baden-württembergischen Bauhauptgewerbe drastisch in die Höhe geschnellt. Von Januar bis April mussten 66 Betriebe Insolvenz anmelden – ein Anstieg um 27 % gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig ist die Zahl der Beschäftigten im Bauhauptgewerbe rückläufig. Sie sank in den ersten vier Monaten dieses Jahres um 0,3 %. Zudem hat sich die Zahl der Arbeitslosen mit bauhauptgewerblichen Berufen im Juni deutlich um 19,8 % erhöht.
Für die kommenden Monate erwartet die Baubranche keine durchgreifende konjunkturelle Besserung. „Mehr als eine Umsatzstagnation ist in diesem Jahr nicht drin“, sagte Böll. Vor allem die Umsätze im Wohnungsbau dürften weiter spürbar zurückgehen. Darauf deutet auch die Entwicklung der Wohnungsbaugenehmigungen hin: Im April ging die Zahl der Baufreigaben in Baden-Württemberg mit -20,9 % zum 17. Mal in Folge deutlich zurück.
Wohnungsbaukrise: Die Politik ist gefordert!
Bei der Bekämpfung der anhaltenden Wohnungsbaukrise sieht die Baubranche vor allem die Politik in der Pflicht. „Bund und Land müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um die Bautätigkeit anzukurbeln. Gelingt dies nicht, wird sich die ohnehin schon angespannte Situation auf den Wohnungsmärkten vor allem in den Großstädten und Ballungsräumen weiter zuspitzen. Gleichzeitig ist die Existenz vieler Baufirmen gefährdet“, warnte Markus Böll.
Aus Sicht der Bauwirtschaft ist vor allem eine Senkung der Grunderwerbsteuer auf 3,5 % erforderlich. Außerdem müssen die Landesmittel für den sozialen Wohnungsbau deutlich aufgestockt werden. „Andere Bundesländer wie Bayern und Hessen gehen das Thema Wohnungsbau wesentlich konsequenter an als Baden-Württemberg“, kritisierte Böll. Er verweist dabei auf das „Hessengeld“, mit dem die hessische Landesregierung Bauwillige von der Grunderwerbsteuer entlastet. Zudem habe Bayern seine Landesmittel für den sozialen Wohnungsbau auf 700 Millionen Euro erhöht – gut viermal so viel wie in Baden-Württemberg. „Die Regierung in Stuttgart muss dringend nachlegen. Nur mit einer aktiven Wohnungsbaupolitik kann es gelingen, die Wohnungsnot zu lindern und damit soziale Verwerfungen zu verhindern“, betonte der Verbandspräsident.
Marode Infrastruktur gefährdet Wirtschaftsstandort
Großen politischen Handlungsbedarf sieht die Bauwirtschaft auch bei der Infrastruktur. Denn marode Straßen, bröselnde Brücken und sanierungsbedürftige öffentliche Gebäude wie Schulen und Hochschulen gefährden die wirtschaftlichen Perspektiven Baden-Württembergs. „Bund, Land und Kommunen vernachlässigen die notwendigen Investitionen in geradezu sträflicher Weise. Hier ist eine Kurskorrektur überfällig“, forderte Sabine Schmucker, Vizepräsidentin der Bauwirtschaft Baden-Württemberg.
Untersuchungen haben ergeben, dass fast ein Drittel des Landesstraßennetzes in einem schlechten Zustand ist. Zudem müssen fast 10 % der rund 7.300 Brücken an Bundes- und Landesstraßen kurzfristig saniert werden. Doch die Straßenbauverwaltung kommt mit der Instandsetzung und dem Neubau von Brücken nicht nach, weil Personal und Geld fehlen. Deshalb drohen schon in wenigen Jahren vielerorts Brückensperrungen.
„Vor allem im Landesstraßenbau und bei der Brückensanierung müssen die Mittel deutlich aufgestockt werden. Außerdem braucht es mehr Personal in der Straßenbauverwaltung. Nur so können die Baubehörden wichtige Zukunftsaufgaben bewältigen. Dazu gehört auch die zügige Einführung moderner digitaler Baumethoden wie Building Information Modeling, mit denen das Bauen erheblich effizienter gestaltet werden kann“, so Sabine Schmucker. „Wer notwendige Investitionen unterlässt, spart auf Kosten der Zukunft. Das können wir uns nicht leisten. Die Politik muss handeln“, so der eindringliche Appell der Vizepräsidentin.