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Pressemeldungen

Deutliches Auftragsplus erweist sich als Nullsummenspiel

Wegen Materialknappheit droht Kurzarbeit

Stuttgart. Der erste Eindruck täuscht: Zwar haben die Auftragseingänge im baden-württembergischen Bauhauptgewerbe im Monat April mit +20 % einen deutlichen Sprung nach oben gemacht. Ein Blick auf den gleichen Vorjahresmonat zeigt jedoch, was dahinter steckt - nämlich ein starker Basiseffekt. Mit Beginn der Corona-Krise ist die Nachfrage im April 2020 schlagartig um 26,5 % eingebrochen. Dies relativiert die Zuwächse im vierten Monat dieses Jahr erheblich. Der extreme Basiseffekt betrifft dabei überwiegend den Wirtschaftsbau. Hier sackten die Aufträge im April letzten Jahres um mehr als 44 % nach unten. Ein Jahr später konnte der Wirtschaftsbau im gleichen Monat immerhin ein Plus von 54,6 % verbuchen und scheint damit langsam auf Erholungskurs einzuschwenken.

Bedenklich dagegen ist die aktuelle Entwicklung im Öffentlichen Bau. Bereits 2020 gab es hier im April ein Auftragsminus von 15,5 %. In diesem Jahr gingen die Aufträge im gleichen Monat nochmals um 14,2 % nach unten. Hier zeigt sich vor allem die starke Zurückhaltung der Kommunen mit öffentlichen Bauaufträgen seit Beginn der Corona-Krise. In der Summe aller Bausparten ergab sich im baden-württembergischen Bauhauptgewerbe beim Auftragseingang zwischen Januar und April 2021 immerhin ein leichtes Plus von 3,2 % auf insgesamt 3,9 Mrd. Euro.

Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg blickt mit gemischten Gefühlen auf die aktuellen Auftragszahlen. Zwar sei die Nachfrage beispielsweise im Wohnungsbau nach wie vor stark. Dennoch spricht er momentan von einer widersprüchlichen Situation: „Einerseits gibt es vor allem im Wohnungsbausektor mehr Aufträge als vor einem Jahr. Andererseits leiden wir seit Wochen unter einem extremen Materialmangel. Der damit einhergehende Preisanstieg ist eine Sache. Noch gravierender aber ist, dass unsere Unternehmen oft nicht weiterbauen können, weil schlichtweg die Baustoffe fehlen. Immer mehr Baufirmen und ihren Mitarbeitern droht deshalb Kurzarbeit. Dadurch verzögert sich für viele Bauherren auch ihr Bauprojekt. Wir hoffen, dass sich die Lage bis spätestens Ende des Sommers beruhigt, sonst geraten unsere Betriebe in eine ernsthafte Schieflage.“

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