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Pressemeldungen

Nachhaltiges Bauen: “Ich bin kein Ökospinner, ich bin Realist.“

Bauunternehmer aus Wangen setzt auf ressourcenschonenden Beton

Wangen. Eine Baufirma in Oberschwaben macht vor, wie es künftig auch landesweit laufen könnte. Denn für das Unternehmen heißt die zukunftsweisende und ressourcenschonende Devise beim Bauen: Möglichst wenig Erdaushub auf die Deponie! Stattdessen soll das anfallende geeignete Bodenmaterial komplett recycelt und als nachhaltiger Zuschlag für Beton wiederverwertet werden. Dieses innovative Verfahren wird nun erstmals in der Praxis angewandt, und zwar bei einem Pilotprojekt in Wangen. Allein im Rahmen dieses Bauvorhabens, bei dem bis Ende 2022 insgesamt 30 Mietwohnungen entstehen, lassen sich mit der neuen Methode rund 1.500 Tonnen an Kies und Sand einsparen. Material, das man sonst aus Kiesgruben abbauen müsste, was zwangsläufig zu mehr Landschaftsverbrauch führen würde.

Gerald Fischbach, Chef der gleichnamigen Baufirma in Wangen, spricht von einem einzigartigen Vorzeigeprojekt. Das Gemeinschaftsvorhaben setzt er zurzeit zusammen mit elf weiteren Unternehmern aus der Region um: „Es geht dabei nicht nur um nachhaltiges Bauen, sondern auch um soziale Aspekte. Wir engagieren uns als Unternehmenschefs gemeinsam, nehmen Geld in die Hand und werden die Wohnungen für Wangener Bürger unter den üblichen Vergleichsmieten anbieten. Wir wollen keine hohen Renditen erzielen, wir wollen bezahlbaren Wohnraum schaffen.“ Sichere Arbeitsplätze seien wichtig, gutes Wohnen aber auch. Auf diese Weise könne man Menschen dauerhaft an die Region binden.

Jahrelang hat Gerald Fischbach mit seinem Unternehmen auf traditionelle Weise gebaut. Angebot und Nachfrage bestimmten den Preis, bewährte Bauverfahren waren Standard. Das Thema Ressourcenschonung hat ihn früher nicht wirklich umgetrieben. Die notwendigen Primärrohstoffe für Beton, nämlich Sand und Kies, waren in der Region reichlich vorhanden. Um sie abzubauen, müssen jedoch immer mehr Kiesgruben ausgewiesen werden. Das bedeutet mehr Flächenverbrauch und zunehmend auch Proteste durch betroffene Anwohner. Außerdem wird es immer schwieriger, den anfallenden Erdaushub auf Deponien unterzubringen. In Oberschwaben weniger, im Rest von Baden-Württemberg schon. Deponieraum ist knapp im Ländle und wird immer teurer. Je nach Region können für die Deponierung von unbelasteten Bodenmassen beim Bau eines neuen Einfamilienhauses bis zu 30.000,- Euro anfallen. Wegen des Mangels an ortsnahem Deponieraum sind inzwischen viele Baufirmen gezwungen, ihr ausgebaggertes Erdmaterial oft zu weit entfernten Lagerstätten zu transportieren, manchmal bis über die Landesgrenzen hinaus. Dieser Transporttourismus schadet der Umwelt und treibt die Kosten für Bauherren in die Höhe.

Eine wesentlich bessere, innovative und vor allem nachhaltige Lösung bot sich dem Bauunternehmer Fischbach durch seinen langjährigen Zulieferer für Transportbeton, der Firma Rinninger aus dem benachbarten Kißlegg. Deren Geschäftsführer Marcus Winterfeld erläutert das neue Herstellungsverfahren seiner Firma: „Ressourcenschonender Beton entsteht normalerweise auf Basis von Bauschutt aus Abbruchmaterial. Unser umweltfreundlicher R-Beton wird dagegen aus dem gleichen Bodenaushub gewonnen, der ohnehin bei einer örtlichen Baumaßnahme anfällt. Mittels einer Bodenwaschanlage wird das angelieferte Erdreich zunächst gewaschen. Dann werden Fein- und Grobstoffe voneinander getrennt und anschließend größtenteils zu ressourcenschonendem Beton verarbeitet.“

Noch ist das Verfahren teurer als die herkömmliche Betonproduktion, doch den Ersatzbaustoffen gehört die Zukunft, ist Gerald Fischbach überzeugt. „Ich bin kein Ökospinner, ich bin Realist. Jahrzehntelang konnten wir aus dem Vollen schöpfen. Aber ein „weiter so“ darf es nicht geben. Unsere Ressourcen sind endlich, wir müssen schonend damit umgehen. Das sind wir unserer Umwelt und unseren Kindern schuldig.“ Jetzt plakatiert der Bauunternehmer auf seinen Bauzäunen anschaulich, wie viele Tonnen Sand und Kies er bei einer aktuellen Baumaßnahme jeweils eingespart hat. Das kommt an bei den Menschen vor Ort und bestärkt ihn, auf diesem Weg weiter zu machen. Das Pilotprojekt in Wangen ist nur der Anfang.

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