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Pressemeldungen

Tag der Bauwirtschaft: Wohnungsbauministerin Razavi und Verkehrsminister Hermann im Dialog mit Bauunternehmern

Baupräsident Böll fordert Abwrackprämie für alte Gebäude und setzt bei Neubauten auf energieautarke Häuser

Rust. Die Bauwirtschaft im Land kämpft seit Monaten mit den Auswirkungen des Ukraine-Krieges - mit gestörten Lieferketten, mit steigenden Energiekosten und mit enormen Preissprüngen bei Baumaterialien. Das alles bringt nicht nur die Baufirmen in Schwierigkeiten, sondern auch die Kunden. Dennoch oder gerade deshalb sind am 8. und 9. Juli rund 500 Bauunternehmer sowie Gäste aus Politik und Verbänden zum Tag der Bauwirtschaft in den Europapark Rust gekommen, um über Wege aus der Krise zu sprechen und wichtige Zukunftsaufgaben der Branche zu diskutieren. Gastredner bei dem zweitägigen Treffen waren Wohnungsbauministerin Nicole Razavi und Verkehrsminister Winfried Hermann.

Markus Böll, Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, nutzte die Veranstaltung, um trotz der aktuellen Probleme Zuversicht zu verbreiten: „Wir durchleben gerade äußerst schwierige Zeiten, sind konfrontiert mit massiven Veränderungen und unglaublich viel Druck. Aber wir sind Bauunternehmer. Wir haben gelernt, mit solchen Widrigkeiten umzugehen. Außerdem zwingen Herausforderungen immer wieder zu neuem Denken, zu Innovationen. Gerade in Krisenzeiten suchen Menschen Sicherheit und Stabilität. Gesundes Wohnen in einem lebenswerten Umfeld kann dazu einen Beitrag leisten.“ Die dafür notwendige Transformation in der Baubranche hat laut Böll längst begonnen. Ressourcenschonende Baustoffe, Reduzierung von CO2-Emissionen, Cradle to Cradle, innovative Bauverfahren oder energieautarke Häuser seien nur einige der Aufgaben, an denen bereits seit Jahren mit Hochdruck gearbeitet wird. Begrenzte Flächen, Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft sowie der enorme Bedarf an bezahlbaren Wohnungen erforderten allerdings auch pragmatische Lösungen.

Baupräsident Böll schlägt deshalb beispielsweise eine Abwrackprämie für ungenutzte Altimmobilien vor. Dadurch würde man Anreize schaffen, dass bestehende Altbauten, bei denen sich eine Sanierung nicht lohnt, abgerissen werden. An ihrer Stelle könnten neue Wohngebäude entstehen, ohne zusätzlich Flächen zu verbrauchen. Dies ist nur eine von vielen Ideen, die die Bauwirtschaft in den aktuellen „Strategiedialog bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ mit einbringen möchte. Auch eine stärkere Digitalisierung der Arbeitsprozesse, mehr modulares Bauen sowie ein vermehrter Einsatz von Robotik könnten das Bauen künftig noch effizienter machen.

Der Strategiedialog wurde vor Kurzem auf Anregung der Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi MdL, ins Leben gerufen. "Das Thema Wohnen ist die soziale Frage unserer Zeit", sagte sie auf der gemeinsamen Podiumsdiskussion am Tag der Bauwirtschaft: "Um bezahlbaren Wohnraum und Klimaschutz in Einklang zu bringen, müssen wir die Wohnungspolitik grundsätzlich neu denken. Erst recht unter den aktuell erschwerten Bedingungen: Der Abbau von bürokratischen Hemmnissen steht deshalb ganz oben auf meiner Liste."

Markus Böll sprach darüber hinaus den massiven Fachkräftemangel in der Branche an und appellierte an Bund und Land, auch hier möglichst pragmatisch zu handeln: „Wir brauchen einfach mehr Fachkräfte aus dem Ausland, denn es gibt trotz größter Ausbildungsanstrengungen demografiebedingt immer weniger heimische Bewerber. Erleichtern Sie den Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt, senken Sie die hohen Qualifikationsvoraussetzungen für berufserfahrene Bauarbeiter und beschleunigen Sie die Anerkennungsverfahren! Vieles, was hierzulande verlangt wird, kann auch vor Ort erlernt werden, insbesondere wenn es um einfachere Bautätigkeiten geht.“ Bereits im Februar hatte Böll außerdem einen steuerfreien sogenannten Respektzuschlag für Beschäftigte am Bau gefordert, um damit letztlich auch mehr Fachkräfte für die Branche zu gewinnen. Dieser Vorschlag ist zwischenzeitlich in der Politik angekommen.

Ein weiterer Schwerpunkt am Tag der Bauwirtschaft war das Thema Mobilität und Verkehrsinfrastruktur. Hier gibt es laut Böll einen enorm hohen Investitionsbedarf im Bereich des Straßenbaus, der Schienenwege sowie der Modernisierung von Brücken und Leitungsnetzen. Er fordert in diesem Zusammenhang eine massive Beschleunigung der langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren. Gastredner Verkehrsminister Winfried Hermann MdL weiß um die Defizite in der Verkehrsinfrastruktur, setzt aber statt auf den Neubau vor allem auf die Modernisierung und den Erhalt bestehender Straßen. Auch soll die Digitalisierung sowie die Nutzung von BIM im Verkehrswegebereich stärker vorangetrieben werden. Die Branche selbst sieht er als wichtigen Partner bei der Lösung der anstehenden Probleme: „Die Bauwirtschaft in Baden-Württemberg ist nicht nur eine zentrale Säule unserer heimischen Wirtschaft. Für kontinuierlichen, nachhaltigen Erhalt und klimafreundliche Modernisierung der Verkehrsinfrastruktur im Land ist sie eine verlässliche, leistungsfähige Partnerin – selbst in turbulenten Zeiten wie diesen.“

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