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Wohnungsbau: Abwärtstrend setzt sich ungebrochen fort
Stuttgart. Die Bauwirtschaft warnt eindringlich davor, die jetzt bekannt gewordenen Fertigstellungszahlen für das Jahr 2023 als Zeichen einer Wende im Wohnungsbau zu interpretieren. „Der bundesweit erreichte Wert von 295.000 fertiggestellten Wohnungen ist höher als erwartet. Allerdings basiert dieses Ergebnis auf Baugenehmigungen und -aufträgen, die vor 2023 erteilt wurden. Es ist also rein vergangenheitsbezogen und wird sich in diesem Jahr nicht wiederholen. Die Baugenehmigungen in Baden-Württemberg verzeichneten 2023 einen drastischen Einbruch von -29,2 %. Im ersten Quartal 2024 beschleunigte sich die Talfahrt weiter auf –38,6 %. Zuletzt betrug der Rückgang im März sogar -44,4 %. Auch die Auftragseingänge im Wohnungsbau sind dramatisch abgestürzt. Wir müssen daher für 2024 mit deutlich niedrigeren Fertigstellungszahlen rechnen“, erklärt Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg.
Den anhaltend starken Rückgang der Wohnbaugenehmigungen sieht Möller als Alarmsignal: „Diese Entwicklung zeigt, dass die Krise im Wohnungsbau noch lange nicht überwunden ist. Bundesbauministerin Klara Geywitz irrt, wenn sie verkündet, die Bauwirtschaft komme stabil durch die Krise. Im Gegenteil: Es gibt keinen Grund für die Politik, sich zurückzulehnen und zu glauben, die Talsohle sei bereits durchschritten. Vielmehr sind Bund und Land mehr denn je gefordert, alles zu tun, um die Bautätigkeit anzukurbeln.“
Die Bauwirtschaft richtet den dringenden Appell an die Landesregierung, die Grunderwerbsteuer zu senken und die soziale Wohnraumförderung auszubauen. „Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, was möglich ist. In Bayern liegt der Grunderwerbsteuersatz seit Jahren bei 3,5 %, in Baden-Württemberg ist er mit 5,0 % spürbar höher. Die hessische Landesregierung führt im Herbst das sogenannte Hessengeld ein – ein Förderprogramm, das bau- und kaufwillige Bürger beim Ersterwerb von selbstgenutztem Wohneigentum unterstützt. Eine vergleichbare Förderung gibt es im Südwesten nicht. Auch beim sozialen Wohnungsbau hinken wir hinterher: Die bayerische Staatsregierung hat die Landesmittel für die öffentliche Wohnraumförderung massiv auf 700 Millionen Euro erhöht. Im Ländle liegt das entsprechende Förderbudget gerade einmal bei 169 Millionen Euro. Hier stellt sich die Frage, warum Baden-Württemberg seine Möglichkeiten als wirtschaftsstarkes Land nicht ausschöpft und ebenfalls den Wohnungsbau forciert“, kritisiert der Hauptgeschäftsführer. „Die Landesregierung muss jetzt endlich handeln. Der Wohnungsbau darf nicht weiter aus dem Ruder laufen, sonst drohen gravierende wirtschaftliche und soziale Folgen. Wir dürfen nicht länger warten“, so Thomas Möllers nachdrückliche Aufforderung.