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Pressemeldungen

Gesetzesänderung soll Baustoff-Recycling voranbringen

Kosteneinsparung durch frühzeitiges Abfallentsorgungskonzept


Stuttgart. Das baden-württembergische Umweltministerium und die Bauwirtschaft Baden-Württemberg streben eine möglichst rasche Änderung des bisherigen Landesabfallgesetzes hin zum Landeskreislaufwirtschaftsgesetz an. „Die natürlichen Ressourcen fürs Bauen sind endlich und auch das bereits verbaute Material ist zu wertvoll, als dass es nach Abrissmaßnahmen letztlich auf der Deponie landet.“ Darüber waren sich Umweltminister Franz Untersteller sowie Vertreter der hiesigen Bauwirtschaft nach einem gemeinsamen Treffen im Umweltministerium einig und sprachen sich dafür aus, dass in Baden-Württemberg im Sinne einer effizienten Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung in Zukunft deutlich mehr Material aus Bauschutt recycelt und für Baumaßnahmen wieder verwendet werden soll. Außerdem ist geplant, künftig in Neubaugebieten einen so genannten Erdmassenausgleich vorzunehmen, um unnötige Transportwege zu vermeiden. .

„Abfallvermeidung im Bausektor kann durch verschiedenste Maßnahmen erreicht werden“, erklärt der Präsident der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Markus Böll. „Eine Möglichkeit wäre, beim Bau von neuen Wohngebieten den unbelasteten Bodenaushub einfach vor Ort zu belassen, indem man das gesamte Geländeniveau ein wenig anhebt und den anfallenden Erdaushub seitlich wieder anfüllt. Das spart Zeit, Transport- und Deponiekosten und ist die effektivste Lösung das Bauen zu verbilligen!“ Dabei müssten die Kommunen allerdings verpflichtet werden, bereits bei der Aufstellung von Bebauungsplänen das Erschließungs- und Geländeniveau so hoch anzusetzen, dass das anfallende Bodenmaterial auf dem Baugrundstück selbst oder zumindest im Baugebiet wieder eingebaut werden kann.

Das sieht auch Umweltminister Franz Untersteller so, möchte zugleich aber auch eine höhere Recyclingquote bei Baustoffen erreichen. Dies sollte ebenfalls im Landeskreislaufwirtschaftsgesetz verbindlich festgeschrieben werden: „Wenn wir es mit dem Recycling ernst meinen und schneller vorankommen möchten, müssen wir jetzt einen Gang zulegen.“ Bei den Bauunternehmen läuft er damit offene Türen ein. Bereits heute haben sich etliche Firmen mit entsprechenden Recyclinganlagen für Bauschutt ein zusätzliches Tätigkeitsfeld aufgebaut. Das Problem: Viele öffentliche Auftraggeber verweigern nach wie vor den Einsatz von Recycling-Baumaterial, weil sie Vorbehalte hinsichtlich der Baustoffgüte haben. Zu Unrecht sagt die Bauwirtschaft, denn durch das Qualitätssicherungssystem Recycling-Baustoffe Baden-Württemberg e.V. (QRB) ist sichergestellt, dass recycelte Baustoffe - beispielsweise aus Abbruchmaßnahmen - umweltverträglich aufbereitet werden und keinerlei Altlastenrisiko haben. Die Branche beklagt jedoch, dass in öffentlichen Ausschreibungen oftmals RC-Baustoffe entweder mittel- oder unmittelbar ausgeschlossen werden und nur Primärrohstoffe wie frisch abgebauter Sand oder Schotter zum Einsatz kommen. Laut Umweltministerium soll die öffentliche Hand nun per Gesetz verpflichtet werden, bei ihren Baumaßnahmen die Nutzung von Recycling-Baustoffen zuzulassen.

Auch ist geplant, bei genehmigungspflichtigen Abbruchmaßnahmen seitens des Auftraggebers ein vorausschauendes Abfallentsorgungskonzept erstellen zu lassen. Für Neubaumaßnahmen soll diese Regelung ab 500 m³ Bodenaushub gelten. Dadurch möchte man sicherstellen, dass rechtzeitig festgelegt wird, was mit dem ausgehobenen Erdmassen geschieht: Können sie vor Ort oder bei einer Baumaßnahme in der Nähe wieder verwendet werden etwa für Straßendämme und Lärmschutzwände, oder müssen sie auf die Deponie? Letzteres wäre die schlechteste aller Lösungen, denn Deponieraum ist knapp und deshalb teuer. Die Folge einer unzureichenden Planung sind kilometerlange Transportwege teils über Landesgrenzen hinweg und explodierende Entsorgungskosten. Je nach Region und Belastung des Bodens fallen dafür bei einem Einfamilienhaus zwischen 15.000,- und 70.000,- Euro an. „Wird die Entsorgung des Erdaushubs rechtzeitig und vorausschauend geplant, kann man diese Kosten deutlich senken. Das zahlt sich letztlich für Bauherren aus und schont obendrein die Umwelt“, betont Bauverbandspräsident Markus Böll.

 

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