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Pressemeldungen

Prognosen: Bauwirtschaft erwartet starkes Baujahr 2017

Digitalisierung entscheidend für Entwicklung von Bauunternehmen

Stuttgart. Die Bauwirtschaft im Land blickt mit reichlich Optimismus auf das bevorstehende Baujahr 2017. „Unsere Branche hat volle Fahrt aufgenommen. Wir erwarten, dass der Schwung von 2016 auch in den kommenden Monaten anhalten wird. Angesichts des hohen Auftragsbestands rechnen wir bis Jahresende mit einem Umsatzwachstum von 3 bis 4 %. Auch die Zahl der Beschäftigten wird weiter steigen.“ Dies erklärte der Präsident der Landesvereinigung Bauwirtschaft Baden-Württemberg, Thomas Schleicher, auf der heutigen Bilanzpressekonferenz in Stuttgart. Grund für die optimistische Einschätzung sind das gute Geschäftsklima der freischaffenden Architekten und die Absicht der öffentlichen Hand, die Investitionen in die Infrastruktur zu erhöhen. Zwischen Januar und November 2016 betrug der Umsatz im baden-württembergischen Bauhauptgewerbe 12,71 Mrd. Euro, ein Plus von 4,9 %. Die Auftragseingänge stiegen im gleichen Zeitraum um 17,9 % auf 8,38 Mrd. Euro.

Wachstumsmotor im vergangenen Jahr war vor allem der Wohnungsbausektor. Hier kletterten die Umsätze um 5,4 % auf 4,78 Mrd. Euro. Gleichzeitig ging die Anzahl der Baugenehmigungen im Mehrfamilienhausbau sprunghaft nach oben. Ausdrücklich begrüßt Baupräsident Thomas Schleicher die von der Landesregierung geplante Aufstockung der Wohnbauförderung für 2017 auf 250 Mio. Euro: „Angesichts der aktuellen Baufertigstellungszahlen von rund 33.000 Wohneinheiten pro Jahr müsste das Wohnungsbau-Tempo allerdings erheblich gesteigert werden. Bei einem jährlichen Bedarf von bis 60.000 neuen Wohnungen sind die zusätzlichen Mittel bei weitem nicht ausreichend.“ Schleicher verweist darauf, dass der Freistaat Bayern 2016 deutlich mehr für die Wohnraumförderung pro Kopf ausgegeben hat als Baden-Württemberg.

Mit gewisser Besorgnis schaut die Bauwirtschaft auf die Entwicklung im Wirtschaftsbau. Hier gab es in den ersten elf Monaten des letzten Jahres nur ein schwaches Plus von 1,6 %. Insbesondere die protektionistischen Signale aus den USA könnten der baden-württembergischen Automobilindustrie und damit auch der Investitionsbereitschaft dieser Unternehmen hierzulande einen kräftigen Dämpfer verpassen. Als weiteres akutes Problem sieht Schleicher den starken Fachkräftemangel. Zwar stieg die Beschäftigtenzahl im November auf 98.000, allerdings gibt es derzeit kaum noch Arbeitskraftreserven auf dem Baumarkt.

Eine große Herausforderung und ein wichtiger Faktor für die künftige Entwicklung von Baufirmen ist die zunehmende Digitalisierung in praktisch sämtlichen Arbeitsbereichen. Während bestimmte Digitalisierungsprozesse etwa im Abrechnungswesen oder beim Personal- und Maschineneinsatz auch in kleineren Unternehmen inzwischen gängige Praxis sind, gibt es z.B. beim Einsatz von Building Information Modeling (BIM) enormen Nachholbedarf. Bei BIM werden die gesamten Daten und Informationen eines Bauprojekts in einem dreidimensionalen virtuellen Modell digital erfasst, um sie für alle Planungsprozesse nutzbar zu machen und damit Fehler und Mehrkosten bei der Umsetzung oder bei Planänderungen zu minimieren. Auch können dadurch Optimierungen in der Bauzeit und letztlich mehr Qualität in der Bauausführung erreicht werden. Derzeit arbeiten in Deutschland ca. 15 % der Unternehmen mit BIM. Viele ausländische Investoren setzen den Einsatz von BIM mittlerweile als Vergabekriterium voraus. Aber auch für öffentliche Auftraggeber hierzulande und große private Bauherren wird BIM immer öfter zum Qualitätsmerkmal.

Für zusätzliche Verbesserung von Bau- und Planungsprozessen sorgt zudem das Arbeiten nach den Kriterien von Lean Construction Management (LCM). Ein Arbeitssystem, das ursprünglich aus der Automobilindustrie stammt. Durch die Anwendung von LCM lassen sich fehlerhafte Planungen, ineffiziente Verfahrensabläufe, unproduktive Arbeitszeiten und mangelhafte Kommunikation erheblich reduzieren. Untersuchungen haben gezeigt, dass Bauunternehmen, die Lean Construction anwenden, innerhalb kürzester Zeit die Verschwendung von Baumaterialien deutlich verringern konnten und zugleich eine bessere Bauqualität sowie eine Verkürzung der Bauzeit erzielt haben.

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