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Pressemeldungen

Baupräsident Markus Böll für weitere drei Jahre im Amt bestätigt

Böll warnt vor „Grüner Insel“ und Abhängigkeit vom Weltmarkt

Stuttgart/Künzelsau. Die Delegiertenversammlung der Bauwirtschaft Baden-Württemberg hat heute in Künzelsau ihren bisherigen Präsidenten Markus Böll (58) für weitere drei Jahre in seinem Amt bestätigt. Ebenfalls bestätigt in der Funktion des Vizepräsidenten wurde Mathias Waggershauser. Erstmals hat der Verband außerdem mit Sabine Schmucker eine Frau als weitere Vizepräsidentin gewählt. Die Bauwirtschaft Baden-Württemberg vertritt rund 1.700 Mitgliedsbetriebe mit etwa 46.000 Beschäftigten, die hauptsächlich in den Sparten Hochbau, Tief- und Straßenbau sowie Ausbau tätig sind.

Markus Böll unterstrich während der Veranstaltung die Wichtigkeit des neu geschaffenen Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen in Baden-Württemberg. Nur durch diese Bündelung von Knowhow und Ressourcen könnten die gewaltigen Bauaufgaben der kommenden Jahre bewältigt werden, insbesondere mit Blick auf umweltgerechtes Bauen und klimaneutrale Baustoffe. Die Bauwirtschaft im Land werde alles tun, um eine Reduktion des CO2-Abdrucks im Baubereich zu erreichen und sich zudem aktiv für nachhaltigeres Ressourcenmanagement einsetzen. „Viele Punkte, die uns am Herzen liegen, finden sich erfreulicherweise auch im aktuellen Koalitionsvertrag wieder. Grundsätzlich muss die Politik aber breiter denken. Nur mit Holzbau allein ist die Welt nicht zu retten. Wir fordern Technologieoffenheit statt einseitiger Förderung bestimmter Baustoffe. Gerade die moderne Massivbauweise bietet zahlreiche zukunftsweisende Lösungen in Sachen Klimaschutz.“

Diese Sichtweise wurde seitens der Politik mittlerweile offenbar berücksichtigt. So will die Landesregierung an Stelle des bisherigen Fokus auf den Baustoff Holz künftig bei Neubauten auch einen Schwerpunkt auf die Kreislauffähigkeit der verwendeten Materialien legen und sich für eine Lebenszyklusbetrachtung von Gebäuden einsetzen. Außerdem wird im Koalitionsvertrag die Weiterentwicklung und Verbreitung eines innovativen Leicht­, Hybrid­ und Massivbaus als Ziel formuliert. Die geplante Wiederaufnahme des Förderprogramms „Flächen gewinnen durch Innenentwicklung“ begrüßt Verbandspräsident Böll ausdrücklich, ebenso wie den Strategiedialog bezahlbares Wohnen und innovative Bauwirtschaft der Landesregierung, in dem sich auch die Bauwirtschaft Baden-Württemberg aktiv einbringen will.

Angesichts des akuten Baumaterialmangels aufgrund weltweit gestörter Lieferketten fordert Markus Böll außerdem eine stärkere Fokussierung auf regional verfügbare Rohstoffe. Auch hier sollte die Politik Farbe bekennen: „Wir müssen uns in Zukunft unabhängiger vom Weltmarkt machen und unsere heimischen Steinbrüche, Kiesgruben, Gipsvorkommen oder Stahl- und Zementwerke wieder stärker nutzen. Die politisch forcierte Errichtung einer quasi Grünen Insel bei gleichzeitiger Abhängigkeit vom Weltmarkt birgt große Risiken. Dies gilt branchenübergreifend – sowohl für Rohstoffe als auch für Energie!“

Unzufrieden zeigt er sich zudem beim Thema Verwertung und Entsorgung von Baumassenabfällen vor der eigenen Haustür. Noch immer müssten hierzulande zig Millionen Tonnen von unbelastetem Bodenaushub deponiert werden, weil die aktuellen Regelungen mit ihren restriktiven Vorgaben eine sinnvolle Wiederverwertung nicht zulassen. Dabei sei Deponieraum im Land knapp und teuer, was zu kilometerlangen Transportfahrten zu ortsfernen Deponien führt. „Die neue Mantelverordnung ist eine Mogelpackung. Sie verhindert unter dem Deckmantel des Umweltschutzes die Weiterentwicklung und Akzeptanz recycelter Baustoffe anstatt sie zu fördern. Damit wird die Chance verpasst, eine echte Kreislaufwirtschaft am Bau voranzubringen. Hier sollte man dringend durch eine spezielle Landesregelung nachschärfen.“

Susanne Bay, baupolitische Sprecherin und stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg, sicherte der Baubranche in ihrem Grußwort generell Unterstützung durch die Landesregierung zu: „Die große Herausforderung, für alle Menschen bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum zu schaffen, können wir nur in gemeinsamer Anstrengung von Politik und allen beteiligten Akteuren beim Planen, Bauen und Finanzieren meistern. Der konstruktive Austausch ist hierfür wichtige Voraussetzung.“

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