Bauverband: Traditionelle Bauweisen bleiben im Wohnungsbau relevant
Elementiertes Bauen hat Potenzial, ist aber für sich allein kein Allheilmittel
Stuttgart. Steigende Baukosten, Wohnraummangel und hohe Mieten belasten den Wohnungsmarkt im Land. Die Bauwirtschaft treibt deshalb zukunftsweisende Konzepte wie das elementierte bzw. modulare Bauen voran. Beim modularen Bauen werden Bauteile gewerkeübergreifend vorgefertigt, sodass die Wände beispielsweise bereits mit Fenstern, Steckdosen etc. ausgestattet sind. „Durch Standardisierung und Vorfertigung können kürzere Bauzeiten bei gleichzeitig hoher Qualität und optimierten Kosten erreicht werden“, erklärt Holger Braun, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg. Er beschäftigt sich im Verband mit dem Thema „Zukunft des Bauens“.
Trotz des Potenzials dieser innovativen Bauweisen warnt Braun vor zu hohen Erwartungen seitens der Politik: „Kurzfristig wird die elementierte Bauweise allein nicht die Problemlösung zur Belebung der Bautätigkeit sein. Der traditionelle Wohnungsbau auf der Baustelle, den nach wie vor die große Mehrheit der Baubetriebe praktiziert, wird auch in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle spielen.“ Den Bestrebungen des Bundesbauministeriums, vor allem das serielle Bauen mit vorproduzierten Gebäudeteilen im industriellen Maßstab als Instrument zur Beschleunigung des Wohnungsbaus zu forcieren, steht Braun skeptisch gegenüber. „Nur darauf zu setzen geht an der momentanen Realität in der Bauwirtschaft vorbei. Obwohl das Bauen mit vorgefertigten Elementen auf dem Vormarsch ist und viele Vorteile bringt, ist es weiterhin notwendig, auch den herkömmlichen Wohnungsbau gezielt zu fördern. Derzeit kommt es vor allem darauf an, dass überhaupt gebaut wird.“
Dennoch sieht Braun im elementierten Bauen gute Zukunftschancen. Bei dieser Bauweise kommen standardisierte Wand-, Decken- oder Fassadenelemente zum Einsatz, die im Werk vorgefertigt werden. „Der Zukauf vorgefertigter Elemente bietet Bauunternehmen momentan interessante Möglichkeiten zur Rationalisierung der Bauabläufe und kann helfen, den Fachkräftemangel auszugleichen“, so Braun. Mittel- und langfristig eröffne das elementierte Bauen auch kleineren und mittelgroßen Baufirmen reale Marktchancen. Um diese Bauweise jedoch weiter voranzubringen, seien Veränderungen in Vergabeprozessen und Vertragsmodellen erforderlich. Gleichzeitig müssten sich die Betriebe auf neue Abläufe einstellen. „Unser Verband unterstützt die Mitgliedsfirmen dabei mit Foren zum Erfahrungsaustausch, Beratung und Informationen“, so Braun. Er ist zuversichtlich, dass es dem Verband gemeinsam mit Politik, Auftraggebern und Unternehmen in den kommenden Jahren gelingen werde, das elementierte Bauen als eine zukunftsfähige Bauweise stärker zu etablieren.
