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Pressemeldungen

Deponiemangel für Erdaushub treibt Baukosten in die Höhe

Zusätzliche Umweltauflagen verschärfen Entsorgungskrise

Freiburg. Der Mangel an ortsnahen Entsorgungsmöglichkeiten für Erdaushub entwickelt sich zunehmend zum Kostentreiber bei Baumaßnahmen. Mitverursacht wird diese Entwicklung durch die gute Baukonjunktur, die für steigende Mengen an Bau- und Abbruchabfällen sorgt. Darüber hinaus erschweren immer strengere Umweltauflagen die Verwertung der Abfälle, z.B. um Gruben und Steinbrüche zu verfüllen oder für den Bau von Lärmschutzwänden. Nicht zuletzt fehlt es an gesetzlichen Rahmenbedingungen, welche die Abfallverwertung fördern. In der Folge muss immer mehr unbelasteter Bodenaushub auf Deponien gelagert werden. Bedingt durch die hohe Nachfrage nach Deponieraum sind die Gebühren für Bau- und Abbruchabfälle deutlich nach oben geschnellt. Inzwischen ist in vielen Landkreisen, auch im südbadischen Raum, das Ende der Deponiekapazitäten absehbar. Da sich die Genehmigungsverfahren für neue Ablagerungsstätten über mehrere Jahre erstrecken, droht ein Entsorgungsnotstand.

Das Aufkommen an unbelastetem Erdaushub ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich angewachsen. In ganz Baden-Württemberg erhöhte es sich nach Angaben des Statistischen Landesamtes von 26,6 Millionen Tonnen im Jahr 2015 um 6,4 % auf  28,3 Millionen Tonnen 2016 – davon wurden 4,7 Millionen Tonnen auf Deponien beseitigt. In einzelnen Landkreisen liegt der Anstieg erheblich höher. So verzeichnete der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald im genannten Zeitraum ein Plus von 79,6 % auf 236.000 Tonnen. Im Ortenaukreis, dem flächengrößten Landkreis Baden-Württembergs, erhöhte sich die Menge an unbelastetem Bodenaushub um 24,5 % auf 731.000 Tonnen.

Da ortsnahe Entsorgungsmöglichkeiten fehlen, sehen sich viele Bauunternehmen gezwungen, ihre Bauabfälle über weite Strecken, zum Teil bis nach Rheinland-Pfalz oder Frankreich, zu transportieren. „Dieser Abfalltourismus mit all seinen Umweltbelastungen muss gestoppt werden“, fordert Bernhard Sänger, Präsident des Verbandes Bauwirtschaft Baden-Württemberg. „Wir brauchen ein Deponiekonzept, das die vorgeschriebene zehnjährige Entsorgungssicherheit tatsächlich garantiert. Die Stadt- und Landkreise müssen durch Ausweisung von ausreichend Deponieraum dafür sorgen, dass Erdaushub ortsnah entsorgt werden kann.“

Erheblichen Änderungsbedarf sieht der Verband bei der geplanten neuen Mantelverordnung, die 2017 vom Bundesrat zunächst aufgeschoben wurde. Durch die vorgesehenen strengeren Bodenverwertungsvorhaben müssten nach Schätzungen der Bauspitzenverbände bundesweit 50 Millionen Tonnen mineralische Abfälle zusätzlich deponiert werden – dies hätte binnen weniger Jahre einen Entsorgungsnotstand zur Folge. Zudem würden durch die weiteren Transportwege die Umwelt- und Verkehrsbelastungen zusätzlich erhöht. Nicht zuletzt würde sich das Bauen weiter verteuern: Schon jetzt werden – je nach Region – bei einem normalen Einfamilienhaus für die Entsorgung des Erdaushubs bis zu 30.000 Euro fällig.

Vor diesem Hintergrund fordert die Bauwirtschaft Baden-Württemberg eine grundlegende Nachbesserung der Mantelverordnung. „Dabei muss den Anforderungen des Kreislaufwirtschaftsgesetzes Rechnung getragen werden, das der Vermeidung, dem Recycling und der Verwertung von Erdaushub Vorrang vor der Abfallbeseitigung einräumt“, betont Sänger. Anzustreben ist eine Regelung, die den Anforderungen des Boden- und Grundwasserschutzes sowie der Abfallvermeidung und Ressourcenschonung gleichermaßen gerecht wird.

Überfällig ist die Schaffung gesetzlicher Rahmenbedingungen, die Bauherren als Abfallerzeuger dazu verpflichten, sich schon in der Planungsphase eines Bauvorhabens um ein Abfallentsorgungskonzept zu kümmern. So müsste frühzeitig eine Erkundung des zu entsorgenden Bodens vorgenommen werden, so dass eine hochwertige Verwertung des Abraums sowie des Baustellenabfalls bei Baubeginn geklärt ist. Auf diese Weise wird der derzeit üblichen Praxis, Boden ohne vorausschauende Planung unter dem Zeitdruck der Baumaßnahme auf Deponien zu entsorgen, ein Riegel vorgeschoben.

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