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Pressemeldungen

Trotz gestiegener Auftragseingänge im Juli insgesamt Nullwachstum

Wohnungs- und Wirtschaftsbau im Abwärtstrend. Auch der Straßenbau wird zunehmend von der Krise erfasst

Stuttgart. „Auf den ersten Blick gut, auf den zweiten eher schlecht“, so kommentiert Thomas Möller, Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg, die aktuellen baukonjunkturellen Zahlen für den Monat Juli im Südwesten. „Die hohe Inflation und die exorbitanten Preissteigerungen für Baumaterialien relativieren die Pluszahlen sowohl beim Umsatz als auch bei den Auftragseingängen und drehen sie sogar teils deutlich ins Minus.“ So meldeten die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten für Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat zwar ein Umsatzplus von nominal 11,7 %. Wegen der stark gestiegenen Preise bedeutet dies aber real ein Rückgang um 6,8 %. Für die ersten sieben Monate 2022 werden beim Umsatz nominal +7,3 % gemeldet. Real entspricht dies einem Minus von 7,9 %.

Auch bei den Auftragseingängen muss relativiert werden. Hier gab es über sämtliche Bausparten hinweg von Januar bis Juli 2022 im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg von nominal 15,9 %. Preisbereinigt sinkt diese Zahl jedoch auf -0,1 %. Die Ordereingänge im Monat Juli müssen ebenfalls differenziert betrachtet werden. Hier gab es im Juli gegenüber 2021 zwar ein Auftragsplus auf nominal 49,2 %. Dieser Sprung beruht jedoch in erster Linie auf einem einmaligen Sondereffekt aufgrund einiger Großaufträge der Deutschen Bahn, von denen nur wenige größere Bauunternehmen im Land profitieren. Deutlich gestiegen ist im Juli auch die Nachfrage im Straßenbau. Allerdings melden zwischenzeitlich bereits zahlreiche Firmen, dass die kommunalen Ausschreibungen in dieser Sparte aktuell massiv einbrechen. Für Möller ein absolutes Alarmsignal: „Die Kommunen halten offenbar mit Blick auf den Winter ihr Geld zusammen, um ihre Stadtwerke finanziell zu stützen. Der Auftragsbestand bei Straßenbaubetrieben, die hauptsächlich für Kommunen arbeiten und eher kleine Baumaßnahmen durchführen, schrumpft deutlich. Es ist absehbar, dass nun auch der Straßenbau von der Krise erfasst wird.“ Noch verzeichnet dieser Bereich für die ersten sieben Monate ein nominales Auftragsplus von 13,4 %, real sinkt es jedoch auf 0,6 %.

Äußerst kritisch sieht die Lage im Wirtschaftshochbau aus. Hier erhöhte sich der Auftragseingang im Juli verglichen zum Vorjahresmonat um magere 0,7 %. Im Jahresverlauf sank die Nachfrage im Wirtschaftshochbau bis Ende Juli jedoch um 2,5 %, real ein Minus von fast 20 %. Preiserhöhungen, Lieferengpässe und Energieknappheit machen der Industrie im Land offenbar mehr und mehr zu schaffen und hemmen ihre Investitionsbereitschaft. Die Bauwirtschaft befürchtet in den kommenden Monaten einen weiteren Einbruch in diesem Bereich.

Sorgen bereitet neben dem Wirtschaftsbau auch die Lage im Wohnungsbausektor. Lediglich 4,3 % Plus nominal bei den Ordereingängen gab es hier innerhalb der ersten sieben Monate, real ein Minus von 9,7 %. Die momentane Situation beim Baugeschehen zeigt laut Thomas Möller damit Zweierlei: „Erstens, der Bedarf an Baumaßnahmen in die Infrastruktur ist immens. Da hat sich in den letzten Jahren sehr viel aufgestaut, jetzt wird entsprechend nachgeholt. Zweitens, die Nachfrage im Wohnungsbau bricht immer mehr ein – und zwar sowohl bei Privatkunden, bei institutionellen Anlegern als auch bei öffentlichen Wohnungsbauträgern. Dabei müssten gerade Wohnungsbaugesellschaften angesichts der enormen Wohnungsnot im Land und der riesigen Flüchtlingswelle, die uns bereits erreicht hat, alles tun, um die erklärten Wohnungsbauziele der Koalitionsregierung umzusetzen. Wir appellieren eindringlich an die Kommunen im Land, ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden und die Menschen so schnell wie möglich mit bezahlbarem Wohnraum zu versorgen.“

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